Die London Fashion Week gilt seit Jahren als Gegenpol zur glattpolierten Hochglanzästhetik der internationalen Modehauptstädte. Hier wird nicht nur Mode gezeigt – hier wird Haltung sichtbar. In der Saison Fall/Winter 2017 wurde dieser Anspruch erneut unter Beweis gestellt: Zwischen politischen Spannungen wie dem Brexit, globalen Unsicherheiten und kultureller Spaltung erhob sich London zum Sprachrohr einer neuen, reflektierten und rebellischen Modegeneration.
Designer:innen nutzten den Laufsteg als Bühne für Statements, die weit über das rein Ästhetische hinausgehen. Kleidung wurde zum Medium gesellschaftlicher Selbstverortung – als Spiegel für feministische Bewegungen, Identitätsfragen, Diversität und digitale Entgrenzung. Dabei blieb die Handschrift Londons unverkennbar: experimentierfreudig, ungeschönt und radikal eigenständig.
Diese Saison war weniger eine Modewoche – sondern vielmehr ein kulturelles Manifest.
Zeitgeist und Haltung – Was Mode 2017 in London erzählen wollte
Die London Fashion Week Fall/Winter 2017 war geprägt von einem starken inhaltlichen Unterton. Es ging nicht nur um Schnitte, Farben oder Silhouetten – es ging um Reaktionen auf die Weltlage, um emotionale und politische Reflexionen, die sich über den Laufsteg hinaus ausbreiteten.
Die Designer:innen der britischen Hauptstadt zeigten, dass Mode längst mehr ist als ein ästhetisches Spiel: Sie ist eine soziale Sprache, ein Kommentar zur Gegenwart. In Zeiten von Brexit, wachsendem Rechtsruck, Identitätsdiskursen und Genderdebatten setzten viele Kollektionen auf klare Botschaften statt leere Symbolik.
„Die Menschen haben keine Geduld mehr für Träume, die ihnen nichts sagen“ – dieser Satz eines jungen Designers bringt die Grundstimmung der Saison auf den Punkt.
Statt sich in eskapistischer Fantasie zu verlieren, griff London genau jene Themen auf, die gesellschaftlich unter den Nägeln brannten – und transformierte sie in tragbare, greifbare und deutbare Kleidung.
Die Mode als Spiegel politischer Umbrüche
Der Brexit war nicht nur ein politischer Einschnitt, sondern ein kreativer Auslöser. Viele Kollektionen reagierten mit düsteren Farbpaletten, militärischen Referenzen, technischen Materialien und schützenden Silhouetten. Die Kleidung wurde zur Rüstung gegen Unsicherheit – und gleichzeitig zur Projektionsfläche für kollektive Angst und Hoffnung.
Zahlreiche Designer setzten bewusst auf Uniformelemente, auf fest strukturierte Stoffe und urbane Schutzkleidung. Zwischen den Zeilen war die Botschaft klar: In einer brüchigen Welt muss man Haltung zeigen – auch modisch.
Dabei wurde auch die Idee von Zugehörigkeit neu verhandelt: Was bedeutet es, „britisch“ zu sein, wenn das Land sich abschottet? Mode wurde zum Ort der Offenheit – und zur Kritik an nationalistischer Abschottung.
Die Rückkehr des Feminismus auf den Laufsteg
Ein weiterer Schwerpunkt war das Thema Weiblichkeit in Zeiten des Umbruchs. Zahlreiche Designerinnen – allen voran Simone Rocha – spielten mit Kontrasten: transparente Stoffe und gepanzerte Silhouetten, Rüschen und Schwere, Zartheit und Stärke.
Der Feminismus zeigte sich hier nicht als Parole, sondern als Gestaltungskraft. Mode wurde zur Verkörperung weiblicher Selbstermächtigung, ohne platt oder inszeniert zu wirken. Selbst etablierte Designer griffen auf feministische Symbole zurück – vom „power coat“ bis zum dekonstruierten Brautkleid.
„Ich will keine Frauen einkleiden – ich will sie ausstatten“, erklärte eine Designerin nach ihrer Show.
Die Runways der Saison waren geprägt von Frauenbildern, die mehrdimensional, widersprüchlich und vor allem: autonom waren.
Die stärksten Kollektionen der Saison – Mode, die erzählt
Inmitten einer aufgeladenen gesellschaftlichen Atmosphäre wurde deutlich: Die London Fashion Week Fall/Winter 2017 war keine oberflächliche Trendschau, sondern eine modische Erzählung. Designer:innen ließen ihre Kollektionen sprechen – über Ängste, Widerstand, Transformation und Identität. Es ging um Geschichten, nicht um bloße Looks.
Die stärksten Kollektionen dieser Saison verbanden klare konzeptionelle Ideen mit handwerklichem Können und einem tiefen Verständnis für die Kraft der Kleidung als Ausdruck von Haltung.
Christopher Kane – Schönheit der Mechanik
Christopher Kane präsentierte eine Kollektion, die den menschlichen Körper mit Maschinenästhetik verschmolz. Materialien wie Latex, Plastik und Vinyl trafen auf florale Drucke, Cut-outs und romantisch anmutende Formen. Der Kontrast war kalkuliert und erzählerisch: Weiblichkeit im Zeitalter der Technisierung.
Die Silhouetten wirkten futuristisch, fast klinisch – und doch poetisch. Kane thematisierte Intimität in einer Welt aus Stahl und Silikon, Schutzbedürfnis und Sinnlichkeit.
Ein Highlight war ein cremefarbenes Kleid mit transparentem Overlay und technischen Verschlüssen – halb Labor, halb Ballett.
„Ich wollte zeigen, dass Romantik auch in der Kälte überlebt“, so Kane nach der Show.
Simone Rocha – Schutz und Sinnlichkeit in Balance
Simone Rocha zeigte eine Kollektion, die von stiller Stärke erzählte. Ihre Models trugen schwere Stoffe, Layering, wattierte Details – fast wie modische Rüstungen. Gleichzeitig schimmerte unter der Oberfläche Zartheit auf: Spitze, Stickereien, perlenbesetzte Stoffe.
Rocha nutzte historische Referenzen – viktorianische Silhouetten, kirchlich inspirierte Kleiderformen – und übersetzte sie in zeitgenössischen Feminismus. Ihre Kollektion war ein textile Manifest für Frauen, die sich nicht entscheiden wollen zwischen Sanftheit und Stärke.
„Es ging mir nicht um Nostalgie, sondern um Respekt vor der Komplexität des Frauseins“, erklärte sie.
JW Anderson – Dekonstruktion des Alltäglichen
Jonathan Anderson setzte auf Reduktion mit Intelligenz. Seine Kollektion bestand aus funktionalen, klar geschnittenen Teilen – Westen, Röcke, Mäntel – oft unisex tragbar, oft bewusst unaufgeregt. Was auf den ersten Blick schlicht wirkte, entfaltete im Detail enorme Tiefe.
Besonders auffällig war das Spiel mit Proportionen: verkürzte Ärmel, asymmetrische Säume, versetzte Knopfleisten. Die Kleidung forderte zur Auseinandersetzung auf – mit Form, Funktion und Geschlechtsidentität.
JW Anderson beweist: Intellektuelle Mode muss nicht laut sein – sie kann durchdacht und präzise sein.
Marques’Almeida, Ashish & Molly Goddard – Glitzer als Gegenwehr
Diese drei Namen standen für das Opulente, Verspielte und Unangepasste der Saison. Marques’Almeida zeigte verzerrte Denim-Silhouetten mit bewusst unfertigen Kanten, Ashish schickte Models mit Glitzerkleidern und Regenbogenfarben über den Laufsteg – mit eindeutigen politischen Slogans: „Love sees no color“, „Immigrants welcome“.
Molly Goddard inszenierte XXL-Tüll, romantische Pastellfarben und Kindheitsassoziationen – bewusst naiv und doch klug gebrochen. Ihre Kollektionen wirkten wie Gegenzauber zur Schwere der Zeit.
Designer:innen & ihre zentralen Botschaften
Designer:in | Stilmittel | Aussage / Botschaft |
---|---|---|
Christopher Kane | Technomaterialien, Romantik | Verletzlichkeit & Kälte vereinen sich |
Simone Rocha | Schichtung, Stickerei, Struktur | Weiblichkeit als vielschichtiges Schutzsystem |
JW Anderson | Reduktion, Funktion, Unisex | Mode jenseits des binären Geschmacks |
Ashish | Glitzer, Statement-Shirts | Queerness, Inklusion & radikale Hoffnung |
Molly Goddard | Tüll, Farben, Kindlich-Romantisch | Eskapismus als kreative Waffe |
Londoner Streetstyle – Zwischen Clubkultur, Punk und Secondhand
Während auf den Laufstegen politische Modestatements inszeniert wurden, schrieb sich auf den Straßen Londons ein ebenso authentisches Narrativ – getragen von den Besucher:innen, Kreativen, Fotograf:innen und Modeliebhaber:innen der Fashion Week. Der Streetstyle war wie immer mehr als ein modischer Nebenschauplatz: Er war ein Spiegel kollektiver Identität, Haltung und Subkultur.
London zeigte sich als modisches Biotop, das bewusst auf Individualität, Vintage und visuelle Reibung setzte. Secondhand-Stücke wurden neu kombiniert, Clubästhetik verschmolz mit funktionaler Alltagsmode, und politische Haltung war oft in den Details spürbar – in Aufnähern, Stickern, Layering und bewusst ungestylten Looks.
„Der echte Trend entsteht nicht auf dem Laufsteg, sondern draußen vor der Tür“, sagte eine Stylistin im Gespräch – und meinte damit nicht nur die Kleidung, sondern auch den Mut, sich selbst zum Ausdruck zu bringen.
Authentizität als Stilmittel
Die Looks der Besucher:innen und Passant:innen wirkten oft zufällig, doch gerade darin lag ihre Kraft. Oversized-Elemente, alte Bandshirts, Military-Jacken, Techwear, Punk-Referenzen und 90s-Westen wurden unkonventionell kombiniert – Styling als Ausdruck der eigenen Geschichte.
Ein wiederkehrendes Element war das Layering: weite Mäntel über Hoodies, Kleider über Jeans, Retro-Sneaker zu Couture-Taschen. Diese bewusst widersprüchlichen Kombinationen betonten: In London zählt nicht Perfektion, sondern Persönlichkeit.
Ein weiterer visueller Trend war die bewusste Verweigerung von Luxusmarken – viele Outfits bestanden fast vollständig aus Secondhand-Kleidung, ergänzt durch individuelle Accessoires oder selbstgestaltete Elemente.
Subkulturelle Codes auf der Straße
Die Straßen rund um die Fashion Week waren durchdrungen von ästhetischen Referenzen an Subkulturen: Punk, Rave, Techno, Goth – oft modernisiert, oft gemischt. Dr. Martens wurden mit Seidenröcken getragen, Sicherheitswesten über Strickpullover, spitze Nieten mit Pastellfarben.
Diese Styles waren mehr als Trendzitate – sie waren soziale Marker. Der Clubstil etwa verband politische Queerness mit visueller Kraft, während nostalgische Elemente wie Patchwork oder Grunge-Jacken auf die eigene Modebiografie verwiesen.
Subkultur trifft Gegenwart – Streetstyle-Trendübersicht
Subkulturelement | Neuinterpretiert als… | Symbolik |
---|---|---|
Punk-Ästhetik | Destroyed Denim, Ketten, Sicherheitsnadeln | Rebellion, Selbstermächtigung |
Rave & Techno | Neonfarben, Transparenz, Utility-Westen | Eskapismus, Körperfreiheit |
Goth & Grunge | Schwarzer Lagenlook, Netzstoffe, Plateau | Melancholie, Retro-Romantik |
90s DIY | Selbstgemachte Taschen, Patchwork, Sticker | Identität als Kunstform |
Genderfluid Styling | Röcke für alle, Oversized-Teile, Make-up | Queerness, Non-Binarität, Empowerment |
Die Straßen Londons zeigten, dass Mode nicht immer im Atelier entsteht – sondern auch auf dem Fahrrad, im Plattenladen, auf dem Dancefloor. Es ist diese lebendige Mischung aus Subkultur und Stilbewusstsein, die London zur modischen Ausnahmeerscheinung macht.
Neue Präsentationsformen – Wie sich Mode inszeniert
Die Art und Weise, wie Mode präsentiert wird, war in London Fall/Winter 2017 selbst Teil der Botschaft. Designer:innen verabschiedeten sich zunehmend von der klassischen Runway-Dramaturgie und entwickelten neue, immersive Showformate, die näher am Publikum, digitaler, emotionaler und performativer funktionierten. Präsentation wurde zu einem Kunstmittel, nicht zu einer bloßen Aneinanderreihung von Looks.
Viele Labels stellten sich bewusst gegen die Normen des traditionellen Modekalenders und hinterfragten, was eine Modenschau im digitalen Zeitalter eigentlich leisten muss – und für wen sie eigentlich gemacht wird.
Die Evolution des Runways
Die klassische Catwalk-Show war in London 2017 keineswegs tot – aber sie wurde erweitert, transformiert und radikal neu gedacht. Einige Designer zeigten ihre Kollektionen in Kirchen, verfallenen Theatern oder sogar Supermärkten. Andere verzichteten ganz auf Models im klassischen Sinn und inszenierten Performances mit Tänzer:innen, Laien oder Aktivist:innen.
Das Publikum saß nicht länger in starrer Ordnung, sondern war Teil des Raums – inmitten der Inszenierung, nah an der Kleidung, nah am Ausdruck.
„Ich wollte, dass die Leute die Energie spüren, nicht nur die Kleidung sehen“, sagte eine Designerin nach ihrer immersiven Präsentation.
Dieser Rückbau der Distanz zwischen Werk und Publikum wurde zur Essenz vieler Londoner Shows – als Absage an Überinszenierung und Hochglanz, als Rückkehr zu spürbarer Realität.
Digitale Modewoche – Instagramability als Designfaktor
Ein weiterer starker Einflussfaktor: Social Media – insbesondere Instagram, TikTok und Livestreams. Viele Designer:innen entwickelten ihre Shows mit Blick auf digitale Sichtbarkeit. Farben, Licht, Kamerawinkel und sogar Bewegung wurden so gestaltet, dass sie online „funktionieren“.
Dabei rückte nicht nur der visuelle Eindruck in den Fokus, sondern auch die Interaktivität. Einige Labels ließen Zuschauer:innen in Echtzeit abstimmen, bestimmte Details über Augmented Reality erleben oder hinter die Kulissen blicken.
Influencer:innen, Content Creator:innen und Modeblogger:innen wurden nicht nur eingeladen, sondern bewusst eingebunden – teils als Models, teils als Co-Hosts oder kuratierte Stimmen der Marke.
Tabelle: Klassische Show vs. Digitale Inszenierung
Aspekt | Klassische Show | Digitale Inszenierung (London 2017) |
---|---|---|
Publikum | Redaktion, Einkäufer:innen, Presse | Öffentliche Reichweite, Creator:innen |
Präsentationsort | Laufsteg in Event-Location | Kirchen, Clubs, Galerien, Open Spaces |
Showdauer | 10–15 Minuten | Kurze Szenen, Loops, Livestream-Formate |
Fokus | Kollektion in Bewegung | Moment, Bildkomposition, Detailästhetik |
Verbreitung | Modepresse, Lookbooks | Instagram, TikTok, Blogs, Echtzeit-Kommentare |
„Wir designen nicht mehr nur für das Auge im Raum – sondern für das Auge hinter dem Bildschirm“, erklärte ein Show-Produzent.
Insgesamt zeigte London 2017, dass die Inszenierung zur inhaltlichen Erweiterung der Kollektion geworden ist – mit einer klaren Botschaft: Mode ist nicht nur, was man trägt. Mode ist, wie man sich zeigt – und wo und wie man gesehen wird.
Analyse und Bewertung – Was bleibt von Fall/Winter 2017?
Die London Fashion Week Herbst/Winter 2017 hinterließ mehr als visuelle Eindrücke. Sie war ein kulturelles Echo auf eine Zeit der Verunsicherung – und eine modische Antwort auf gesellschaftliche Fragen. Was blieb, war keine Farbe, kein It-Piece, kein Must-Have – sondern das Gefühl, dass Mode wieder eine Bedeutung hat.
London präsentierte sich als Labor für progressive Gestaltung, für Statements mit Substanz. Statt sich in Symbolik zu verlieren, zeigten viele Kollektionen einen klaren Willen zur Relevanz, Tiefe und sozialer Reflexion.
Thematische Klammer der Saison
Drei Begriffe prägten die Saison wie ein roter Faden: Empowerment, Subversion und Komplexität. Designer:innen wagten es, Kleidung nicht nur zu verschönern, sondern mit Bedeutungen aufzuladen – sei es durch feministische Referenzen, politische Zitate oder performative Präsentationen.
Dabei zeigte sich ein bewusster Umgang mit ästhetischer Mehrdeutigkeit: Silhouetten durften widersprüchlich sein, Materialien irritierend, Kontexte ungeklärt. Es ging nicht um einfache Lesbarkeit – sondern um emotionale Resonanz.
Tabelle: Leitmotive der London Fashion Week FW 2017
Leitmotiv | Ausdruck in Mode | Wirkung |
---|---|---|
Empowerment | Rüstungsartige Schnitte, festes Layering | Schutz, Selbstermächtigung |
Subversion | Politische Slogans, queere Codes, Anti-Design | Widerstand, Ironie |
Komplexität | Genderfluide Looks, historische Referenzen | Vielschichtigkeit, Diskursfähigkeit |
Intimität & Härte | Transparenz trifft Techwear | Verletzlichkeit im Kontrast |
Kontextverschiebung | Alltagssymbole als High Fashion (z. B. Feuerwehr) | Aufladung durch Bedeutungsbruch |
Vergleich zu anderen Modemetropolen
Im Vergleich mit Paris, Mailand oder New York behauptete sich London erneut als radikal eigenständiger Ort. Während Paris auf Eleganz, Mailand auf Handwerk und New York auf Vermarktbarkeit setzt, war London das, was es schon lange ist: ein ästhetisches Risiko – und genau deshalb relevant.
Die Shows waren kleiner, die Budgets geringer, doch die Wirkung war global. London bewies, dass es nicht um Glamour geht – sondern um Haltung. Es geht um Designer:innen, die nicht gefallen wollen, sondern etwas sagen.
„London war nie der schönste Laufsteg – aber immer der ehrlichste“, fasste es ein Redakteur am Rande der Shows zusammen.
Fazit: Die London Fashion Week bleibt kulturelles Korrektiv
Die London Fashion Week Fall/Winter 2017 war keine Saison der Oberflächen – sondern eine Saison der Aussagen. Sie bewies eindrucksvoll, dass Mode auch in Zeiten digitaler Schnelllebigkeit, politischer Polarisierung und wirtschaftlicher Unsicherheit ein kraftvolles Medium bleiben kann – für Haltung, für Reflexion, für Gemeinschaft.
London stellte sich bewusst gegen das globale Tempo der Kommerzialisierung. Die Stadt zeigte, dass es nicht um Neuheit um der Neuheit willen geht, sondern um authentische Erzählungen, kritische Ästhetiken und kulturelle Selbstverortung. Ob auf dem Laufsteg, im Showroom, auf Instagram oder auf der Straße: Mode war hier keine Inszenierung des Konsums, sondern eine Inszenierung des Denkens.
„Man kann Kleidung tragen. Oder man kann etwas sagen, während man sie trägt.“ – So könnte man das Credo dieser Saison zusammenfassen.
Die Shows, Kollektionen und Präsentationen in London haben nicht nur Trends gesetzt – sie haben eine Diskussion angestoßen. Über Feminismus, über Zugehörigkeit, über Identität, über Sichtbarkeit. Und genau das macht diese Woche zu einem kulturellen Ereignis – und nicht bloß zu einem Branchentermin.
London bleibt unbequem, unbequem gut – und darin vielleicht die wichtigste Modeplattform unserer Zeit.